Haus Müller Gritsch in Lenzburg. Das Künstlerpaar Barbara Müller und Stefan Gritsch lebte 25 Jahre in der Werkstatthalle der ehemaligen Schreinerei des Vaters von Barbara Müller. Nach dem Verkauf konnten sie sich unmittelbar daneben im elterlichen Garten ein neues Haus bauen, das zwingend mit dem erhaltenen Betrag realisiert werden musste. Um das umfangreiche Raumprogramm für CHF 580'000 erstellen zu können, kam nur vorfabrizierter Holzelementbau in Frage. Ein bestehender Keller machte Erdarbeiten überflüssig; so konnte das Haus nach der Vorfabrikation innert kürzester Zeit aufgestellt werden. Schlussendlich wurde ein m3-Preis von CHF 480 erreicht. Der Kostendruck, der zu innovativen Lösungen zwingt, war jedoch nicht die alleinige Motivation. Die daraus resultierende Architektur spiegelt letztlich eine Lebenshaltung, die sich der schnelllebigen, auf die perfekte Oberfläche fixerten Gegenwart entzieht und stellt substanziellere Fragen in den Mittelpunkt. Sie bietet dem Künstlerpaar, das seine Zeit hauptsächlich zu Hause verbringt, eine räumliche Vielfalt und Komplexität, die anregt, das Haus immer wieder zu durchwandern. Das Haus bildet insofern eine introvertiertes Gefäss, das der künstlerischen Arbeit entgegen kommt, schafft aber auch präzise Aussenbezüge. Städtebaulich bildet der polygonale Baukörper zusammen mit der bestehenden Schreinerei einen Hof, auf den die Ateliers und die Küche ausgerichtet sind. Der 1 1/2-geschossige Wohnraum bildet den räumlichen Schwerpunkt des Hauses. Von ihm aus entwickeln sich sämtliche Räume um den zentralen Kern, der das Cheminée und die Treppe beinhaltet. Das Haus ist als offenes Raumkontinuum konzipiert, welches vielfältige Raumbezüge ermöglicht. Beide Ateliers sind abtrennbar, können aber auch als erweiterter Wohnraum gelesen werden. Schwergewichtig wurden die Aussenbezüge behandelt. So wurden die Fenster so gesetzt, dass das Schloss Lenzburg, der Staufberg oder der Goffersberg wie gerahmte Bilder wirken.

Projektteam: Gabrielle Hächler, Andreas Fuhrimann, Barbara Schaub, Flavio Loretz, Fotos: Valentin Jeck